website security

Wanderung durch die Lüneburger Heide

Wanderung durch die Lüneburger Heide

Carsten Pötter Donnerstag, 26. September 2019 von Carsten Pötter

Wanderung durch die Lüneburger Heide

Nach den Erfahrungen im Frühjahr 2019 in Südengland haben Bernd Rühe und ich beschlossen, eine ähnliche Erkundung in der Lüneburger Heide durchzuführen. Wir verbanden den Besuch eines prähistorischen Gräberfeldes mit der Energie einer Großlandschaft, die nicht anders als magisch zu bezeichnen ist. Der Besuch des Steinfeldes in Kahlstorf rief Erinnerungen an Avebury in Südengland wach. Auch dieses Feld stammt nicht von dieser Welt.
Beim Hineinfühlen tauchten energetische Wesen auf, wie sie im Film Prometheus auftauchten, die im Bauch des steinernen Raumschiffes ruhelos umherirrten. Die tief im Inneren verborgene Energie kam auch über die Eichen zum Ausdruck, die nicht nur an den Ästen Blattwerk ausbildeten, sondern sogar am Hauptstamm und an den Nebensträngen, was für einen Baum völlig atypisch ist. Es waren auch keine Brennnesseln zu finden, die solches Terrain in aller Regel sofort in Beschlag nehmen würden. Doch Fehlanzeige. Wir haben Proben gesammelt und werden daraus nach alter Manier ein alchemistisches Mittelchen brauen und in den Sternentor-Komplex integrieren.
Der Besuch in Bad Fallingbostel galt den Sieben Steinhäusern, doch lagen diese auf dem Truppenübungsplatz, der bei unserer Ankunft bereits geschlossen hatte. Uns blieb nichts Anderes übrig, als in Osterheide in Onkel Nickels Kneipe zu rasten und in seinem Garten unser Zelt aufzuschlagen. Die erste Nacht war schlafarm, da ich links einen röhrenden Hirsch und rechts einen schnarchenden Zahnarzt im Ohr hatte, was stündlich durch Glockenschlag unterbrochen wurde.

Am Sonntagmorgen ging es dann in die Heide nach Scheverdingen zum Hotel Camp Reinstehlen, wo wir unserer Autos parkten und ein Zimmer für Dienstag buchten. Mit 25kg Gepäck auf dem Rücken ging es dann los in Richtung Todesgrund. Es war heiß an diesem Tag. Der Blick war atemberaubend. Zypressen und Wachholder standen in kleinen Gruppen oder solitär, ganz so, wie es diese Pflanzen brauchten und standen ihrerseits für Wesenheiten, die tief im Verborgenen der Heide ruhten. Die Tagestour endete in Undeloh in einem Waldstück, wo wir an einem Bach nächtigen wollten. Doch der war ausgetrocknet, so dass es bei der Katzenwäsche aus der Wasserflasche blieb. Wir kochten Erbseneintopf mit Paprika und kneteten unsere Oberschenkel. Im Gasthaus gab es noch ein Eis und eine Partie Schach, bevor wir uns im Dunkeln auf den Weg zum Zelt machten.

Am nächsten Tag ging es auf Umwegen weiter nach Handeloh. Wir wollten dem Heidschnuckenweg folgen, fanden im Wald allerdings keine Hinweise mit dem H, sodass wir im Wald blieben und vom geplanten Weg abkamen und den Wald erst in Ehrhorn verließen. Die Pausen im Wald waren tückisch. Jede Rast führte zur einer Rebellion der Oberschenkelmuskeln, das wir im Chor mit „Laktat, Laktat“ intonierten. Wir führten Gespräche mit unseren nicht vorhandenen Töchtern, die uns fragten, warum wir uns das antun: „Weil wir es können!“ Wir lachten in Vollendung der Selbstironie über unseren Laktat-Gesang. Es war ein großartiges Gefühl, wie zwei Mannsbilder Ende 50 durch menschenleeres Gelände wanderten und sich an den Dingen erfreuten, die da waren. Reich ist nicht der, der viel hat, sondern der mit wenig auskommt. Es war ein puristisches Erlebnis der besonderen Art. Wir lechzten nach Wasser, um den Schweiß der letzten Tage zu entfernen und fanden dann auch in Handeloh einen alten echten Bauern, der uns eine Stelle wies, an der ein kleiner Bach seine Mäander zog. Wir zogen die klebrigen Klamotten aus und legten uns in 15 Grad kalten Wasser. Das war unbeschreiblich. Natürlich war das Wasser nicht sauber, aber besser als Schweißkrusten war es allemal.

Es gab kein Cafe in Hadeloh, sodass wir weiter nach Welle wanderten um dort auf einer Pferdekoppel zu nächtigen. Das war die erste Nacht mit Regen.

Am Morgen ging es dann nach Wintermoor und dann zurück zum Hotel, wo Dusche und Bett auf uns wartete. Uns umfing ein tiefes Glücksgefühl und Gelassenheit, die Sorgen und Beschwernisse dort lassen zu können, wo sie waren und sich des Daseins zu erfreuen.

Am Abend gab es noch einen Abstecher nach Soltau, wo wir in einem alten Brauhaus aßen und anschließend ins Kino gingen. Dort begleiteten wir Brad Pitt auf dem Weg zum Uranus, wo dieser seinen tot geglaubten Vater Tommy Lee Jones antraf und sich beide die Fragen des Lebens stellten.

Auf der Suche nach den Antworten gerät in Vergessenheit, dass sich diese direkt vor der eignen Nase befinden.

Zurück

Diese Website benutzt Cookies, um Ihnen das beste Erlebnis zu ermöglichen. Weiterführende Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.